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Christian Elster *1952

Psychologe, Psychodrama-Therapeut, Gärtner, Landschafts-Künstler.

Lange Berufstätigkeit in der psychiatrischen Abteilung des Johanniter-Krankenhauses Geesthacht;

Selbständige Tätigkeit in unserHaus: Kunst und Soziotherapie.

Mitbegründer und Vorstand des Akron e.V.

Seit 1996 Landschafts-Installationen und -Fotografien. Führungen, Vorträge, Arbeits-Projekte.

Kontakt: info@unserHaus-ce.

 

 

Es gibt Menschen, die schaffen Kunstwerke. Ich rechne mich nicht dazu; ich suche eher einen Weg, bestehende Kunst zu entdecken, sie zu sehen, mit ihr in Kontakt zu kommen, sie für mich und andere sichtbar zu machen.
Damit Kunst ins Auge fällt, braucht sie oft einen Rahmen, eine Begrenzung; oder der Betrachter braucht eine Sehhilfe, die seine Aufmerksamkeit leitet, ausrichtet. Diese Art von Rahmenbau, die Erstellung von Sehhilfen, ist schon eher mein Metier.
Das Kunstwerk, für das ich mich interessiere, ist der Lebens-Raum im umfassenden Sinn: unserHaus.

Im Alltag bin ich weit entfernt davon, diesen meinen Lebensraum in seiner Gesamtheit als Kunstwerk respektieren zu können. Nur einige Orte imponieren mir mit einem so starken Ausdruck, in einer derart intensiven eigenen Gestalt und Individualität, dass ich sie wie einen wirklichen Raum erlebe, einen fremden Eigen-Raum, zu dem ich einen Weg suche und ein Tor, das mir Einlass gewährt. Ein solcher Ort war für mich viele Jahre der Hof Tangsehl; einige, zudem besonders ‚eisige’ Zeiten habe ich intensiv mit einem kleinen Flecken Erde der benachbarten Elbtal-Aue verbracht; zur Zeit nähere ich mit ziemlicher Ehrfurcht dem Kalkberg in Lüneburg an, wo ich seit einem Jahr wohne.

Wie gesagt: im Alltag schrumpft der Lebensraum zur Nutzfläche, zum Gebrauchsgegenstand; wir prüfen und verändern ihn so, dass wir ihn reibungslos verwenden können; indem wir ihn immer weiter für unsere Bedürfnisse funktionalisieren, prägen wir unserem Lebensraum den Stempel unseres Ichs auf und bringen die Eigenart seines Dus zum Verschwinden. Was bleibt, ist unser Eindruck in den Lebensraum, verloren geht die Kraft seines Eindruckes auf uns.
Mein Weg und Tor zum Kontakt, zur Begegnung mit der Individualität eines Ortes ist eine besondere Verbindung von Wahrnehmung und Handlung. Zunächst benötige ich Zeit, Offenheit, Geduld, damit ich einen Ort in mir ankommen lassen kann; wenn ich selbst 'anhalte', verweile, wird mir eher die Energie, der Ausdruck, die Lebendigkeit des Ortes bewusst; wie er umgeht, sich immer neu verbindet, sich wandelt im Licht, im Wetter, über den Tag, übers Jahr - über diesen Wandel entsteht er in mir langsam als eigenes Gegenüber, als Du.

Meine Art, mit dem Gegenüber, dem Du in Kontakt zu kommen, ist die Handlung. Ich mag einen Raum durchstreifen, begehen; ich liebe es, zu begreifen, anzufassen, zu bewegen, einzugreifen - nicht um zu verändern, sondern um die Reaktion zu spüren, in Berührung zu kommen. Steine die ich gehoben und geschleppt, Erde, in der ich gegraben und die ich gefahren habe, ein Feld, durch das ich einen Weg gelegt habe – sie alle sind für mich nicht mehr das Gleiche, das ich nur betrachtet habe; da ich kein Bildhauer bin, verwende ich die Formen, Stimmungen, Kraft-Ströme, die sich schon deutlich oder noch ganz zart äußern und ‚lege sie frei’, entdecke und verhelfe Ihnen (und uns) zur Sichtbarkeit.

Ich liebe von meinen Arbeiten gerade die ganz unscheinbaren: wo in der Landschaft keiner bemerkt, dass ich gearbeitet habe, aber man erlebt eine besondere Stimmung und Qualität, man ist berührt ohne klaren und sichtbaren Anlass. Oft empfinde ich die Idee einer Form, sie wird verwandelt von dem, was ich bei genauerer Betrachtung vorfinde, die verwandelte Idee löst eine neue Suche aus, die zu einem erweiterten Kennenlernen führt. Wie ich beim Handeln, Bauen vortrete, trete ich in der Wahrnehmung wieder zurück: mein Gebilde passt in den Raum oder stört, es entsteht Missklang oder Einklang, besser noch: Zweiklang zwischen meiner Idee und dem Ort. Diese Erfahrung: das Du-Erlebnis mit der Natur, die Realisierung einer Begegnung zwischen dem Ort und mir, die Geburt eines Neuen aus dem Zusammentreffen meines Impulses, meiner Idee mit der des Ortes ist mein zentrales Anliegen.

Ein besonderes Thema sind für mich die Feld-Wege. Sie werden direkt nach der Aussaat angelegt, ein besonderes Erlebnis entsteht, wenn es sich um Getreide handelt. Auf den weit schwingenden Wegen durchschreitet man das blanke Feld, das zarte Grün der Keimlinge, sprießende Halme, eine unglaubliche Vielfalt von Grün verwandelt sich in Gold, langsam gehen wir wie durch einen Tunnel, Ähren neigen sich vor der Ernte, Nahrung reift – das Feld nährt schon jetzt die Seele des Menschen; und der Mensch nährt das Feld, indem er es wahrnimmt.
Die Landschaft ist ein Organismus, ein übergeordnetes Lebewesen (dessen Teil wir sind), eine einzigartige, unverwechselbare Individualität mit eigener Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Und immer steht Landschaft im Spannungsbogen von Natur- und Kultur-Landschaft. Es ist das Anliegen meiner Landschaftsgestaltung, dieses Miteinander und Gegenüber, diesen Dialog zwischen Natur, Kultur und geistiger Kraft, die in der Landschaft lebt und sich in ihr ausdrückt, erlebbar zu machen und respektvoll in ihn einzutreten.

Auf diese Weise ‚begreifen’ und erleben wir unser Haus, dessen Teil wir sind – und dieses Begreifen und Erleben ist heilsam und verlebendigt sowohl die Landschaft als auch den Menschen.